Die Autopoietische Therapie ist eine Fusion aus dem NARM-Ansatz von Laurence Heller, den Ansätzen des Traumatherapeuten Gopal Norbert Klein sowie der non-direktiven Pädagogik nach Rebeca und Mauricio Wild. Im Kern geht es um die Entfaltung aus dem eigenen Innersten heraus, die der Neurobiologe Humberto Maturana als Autopoiesis (griech.: „Selbst-Erschaffung“) beschrieben hat.

Die drei Säulen der Autopoietischen Therapie
NARM-Ansatz – Laurence Heller
Ehrliches Mitteilen – Gopal Norbert Klein
Nicht-direktive Pädagogik – Rebeca und Mauricio Wild
Diese drei Inspirationsquellen haben eins gemeinsam: Sie gehen davon aus, dass der Mensch mit allem, was er für seine Entfaltung benötigt, auf die Welt kommt und dass der natürliche, innengesteuerte Prozess des Aufwachsens eine sichere Wachstumsumgebung braucht, die geeignete Bindungserfahrungen ermöglicht. Nur wenn dieser Prozess gestört wird, entsteht Leid und wird der betreffende Mensch in seiner Entfaltung nachhaltig beeinträchtigt sein. Bereits in den 1970er Jahren forschten Rebeca und Mauricio Wild in Ecuador an der Frage, was Kinder im Wesentlichen für ihre Entfaltung benötigen. Das Ergebnis war die Erkenntnis, dass Kinder eine „vorbereitete entspannte Umgebung“ brauchen. Was die beiden Alternativpädagogen beschreiben, entspricht weitgehend dem Bild auf kindliche Entwicklungr, das die jüngeren Ansätze im Bereich der Traumapsychotherapie von der anderen Seite her kommend zeichnen. Laurence Heller beschreibt in seinen Werken, wie Bindungserfahrungen im Zusammenhang mit kindlichen Entwicklungsphasen und -themen das spätere Erleben und Verhalten in hohem Maße prägen und verzerren. Der Traumatherapeut Gopal Norbert Klein bricht diese Zusammenhänge auf sehr einfache Grundprinzipien herunter und eröffnet durch die von ihm entwickelten Methoden Ehrliches Mitteilen und Floating neue Dimensionen der Traumaheilung.
Drei Qualitäten der Autopoietischen Therapie
Grundsätzlich geht es in meiner Arbeit stets um die Auflösung der Folgen von Bindungstraumen. Hinzu kommt die Unterstützung von Eltern darin, ihren Kindern eine Entwicklungssituation zu gestalten, die neues Trauma vermeidet und vorhandene destruktive Familienstrukturen zu transformieren. Auch hier spielt die Auflösung der eigenen traumatischen Strukturen bei den Erwachsenen eine zentrale Rolle.
Ansatzpunkt für die Auflösung von Entwicklungstrauma ist in diesem Ansatz die Struktur in Gestalt einer inneren Haltung, die in Bezug auf den Kontakt zur Umgebung seit frühester Kindheit ausgebildet wurde. Sie besteht aus Glaubenssätzen und Vorstellungen darüber, wie sich unsere Umgebung, insbesondere unsere Mitmenschen, in Bezug auf uns verhalten. Gleichzeitig enthält diese Kontaktstruktur auch Identifikationen: Anteile, die schambasiert sind und die wir niemals zeigen wollen sowie auch Anteile, die stolzbasiert sind und die das ausmachen, wie wir meinen sein zu müssen (erfolgreich, Helfer, mächtig, unauffällig usw.). In der Autopoietischen Therapie geht es darum, diese (häufig unbewussten) Strukturen an die Oberfläche zu bringen und dem Nervensystem gewissermaßen eine Aktualisierung zu ermöglichen. Es lernt dabei, dass das damalige Dilemma und die Bedrohungssituation, die wir in der Kindheit innerlich empfunden haben, nun im Erwachsenenalter nicht mehr besteht. Es lernt zudem, dass all das Versteckte und Weggedrückte nun in Kontakt kommen darf. Eine tiefe Ruhe und Entspannung setzt ein und zwischenmenschlicher Kontakt beginnt, mehr und mehr zu etwas Nährendem und Freudvollen zu werden.
Orientieren
Bindungstraumen bringen es mit sich, dass die Orientierung verloren geht – die Unterscheidung zwischen jetzt und früher verschwimmt. Scham und Schuld führen zu einer Verdeckung des Wesentlichen, die Aufmerksamkeit richtet sich auf die äußeren Baustellen. Da dort nur die Auswirkungen, nicht jedoch die Ursachen zu finden sind, laufen die verzweifelten Lösungsversuche ins Leere oder führen zu einer weiteren Verschiebung der Problematiken. Meine Arbeit beinhaltet eine grundlegende Klärung und Ordnung der Gesamtsituation. Ich ermögliche meinen Klienten, ihre innere und äußere Lage einordnen zu lernen und nach und nach eine immer klarere Orientierung aufzubauen. Zu verstehen, wie sich erworbenes Bindungstrauma auf ihre inneren Bewegungen heute auswirkt, wo der Weg verläuft, der aus diesem Alptraum herausführt, ist eine unerlässliche Ressource im Integrationsprozess.
Erforschen
Meine Klienten lernen eine ruhige, langsame Achtsamkeit zu entwickeln, mit deren Hilfe sie ihr Inneres auf allen drei grundlegenden Wahrnehmungsebenen – Körperempfindungen, Gefühle und Gedanken – erforschen und auf dem Grund des stabilen erwachsenen Bewusstseinszustands Licht in die gut versteckten Winkel ihres Inneren zu bringen.
In Kontakt bringen
Neben dem Erforschen steht in meiner Arbeit das In-Kontakt-Bringen des bislang Unaussprechbaren im Vordergrund. Hier findet der eigentliche Lösungsvorgang statt, denn durch das Aussprechen und Zeigen lernt das Nervensystem gewissermaßen neu, wie die Wirklichkeit ist und was Erwachsensein bedeutet: Die Lebensgefahr besteht nicht mehr! Die jahrelang aufrechterhaltene Spannung kann sich auflösen und wie bei einer Zwiebel, die aus vielen Schichten besteht, kann sich Schicht für Schicht des Seelenlebens neu ausrichten. Der Organismus gelangt so in einen Zustand der Entspannung und gleichzeitig öffnen sich die Kanäle für Lebensfreude und Gestaltungskraft.
Dieser Prozess benötigt je nach persönlicher Entwicklungsgeschichte sehr unterschiedlich viel Zeit. Mein Impuls ist, meinen Klienten Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie unabhängig von mir in ihrem sozialen Netz ihren Prozess möglichst eigenständig fortsetzen können. Dadurch reicht es häufig aus, nach einer etwas dichteren Anfangsphase nur noch in größeren Abständen individuelle Sitzungen oder Gruppenphasen in Anspruch zu nehmen.
Näheres über die Zusammenhänge zwischen kindlichen Entwicklungsbedürfnissen, Entwicklungstrauma und der Art, wie wir Beziehungen und unser Leben gestalten und erleben, erfährst du auf den folgenden Seiten.